Uns wurde eine unkastrierte, ein Jahr alte British-Short-Kätzin vorgestellt, die von dem mit übernommenen Kater zu einem unbekannten Zeitpunkt gedeckt wurde. Die jetzigen Besitzer hatten die Katze erst seit ein paar Tagen in ihrer Obhut. Sie wollten wissen, ob die Kätzin tragend ist und wieviel Kitten zu erwarten sind.
Die Allgemeinuntersuchung zeigte eine gesunde und tragende Katze. Nach der Röntgenaufnahme war klar, dass es sich um nur ein Kitten handelt, das schon sehr weit entwickelt war. Im Ultraschall zeigte sich ein voll entwickeltes, vitales Kätzchen, das nun das Licht der Welt erblicken wollte.
Da es bei einer Einlingsträchtigkeit (Monotokia) zu erheblichen Geburtskomplikationen kommen kann, die das Leben der Kätzin und des Kitten gefährden können, rieten wir den Besitzern zu einem Kaiserschnitt. Gerade bei erstgebärenden Katzen sind Komplikationen nicht selten, wenn besondere Verhältnisse vorliegen, in diesem Falle ein einzelnes, sehr großes Kitten. Hier muss man mit Störungen und Verzögerungen in der Geburt rechnen.
Die Narkose für einen Kaiserschnitt ist immer eine Herausforderung, da viele Medikamente atem- und herzkreislaufdepressive Wirkungen für die Ungeborenen haben und vermieden werden sollten. Unser Narkoseprotokoll berücksichtigt dies, und so brachten wir ein vitales Kätzchen mit einem Geburtsgewicht von 79 g zur Welt. Dank der gut steuerbaren Inhalationsnarkose und der multimodalen Schmerzausschaltung war die Mutter kurz nach dem Eingriff wieder wach.

Wir nähen Wunden nach einem Kaiserschnitt gerne intracutan, das heißt, die Naht verläuft knapp unter der Haut und es sind weder Faden noch Knoten von außen sichtbar.
So gibt es keinen Reiz, am Faden zu lecken oder zu saugen. Wundheilungsstörungen werden so vermieden.

Zunächst wollte die Kätzin den kleinen Kater nicht annehmen und nicht saugen lassen. Unser Team versuchte es immer wieder und die Besitzer wurden ebenfalls instruiert, wie der Kleine anzulegen war. Die Aufnahme von der ersten Muttermilch (Kolostrum) ist für den Schutz des Kitten enorm wichtig.
Zu Hause war dann endlich der Bann gebrochen und die Kätzin lies den Kleinen saugen. Die Besitzer fütterten den Kleinen in den ersten Tagen mit spezieller Welpenmilch zu und kümmerten sich hingebungsvoll und die beiden. Dann war das Eis gebrochen und die Kätzin versorgte den kleinen Kater vorbildlich.
Die postoperative Phase verlief bei Mutter und Sohn ohne Komplikationen.


Jetzt waren beide zum Impfen da und das ganze Praxisteam hat sich in den Kleinen verliebt.
