Das Vestibular-Syndrom

Das Vestibularorgan befindet sich im Inneren des Ohres und kontrolliert das Gleichgewicht; deshalb wird es auch Gleichgewichtsorgan genannt. Erinnern Sie sich an Ihre letzte Karussell-Fahrt? Dann wissen Sie sicherlich noch, wie Sie sich bei dem anschließenden Versuch fühlten, geradeaus zu gehen. Genauso fühlt sich auch ein Tier, das an dem Vestibularsyndrom leidet. Die Krankheit tritt ganz plötzlich auf, bessert sich aber meist spontan von selbst.

Ein Vestibular-Syndrom wird oft fälschlicherweise für einen Schlaganfall gehalten. Dieser kommt aber bei Hunden und Katzen fast überhaupt nicht vor. Die Symptome einer vestibulären Störung beim Tier sind denen des menschlichen Schlaganfalls jedoch tatsächlich sehr ähnlich, weshalb häufig die Tierärzte selbst die Erkrankung als „Schlaganfall“ beschreiben, um dem Besitzer das Verständnis zu erleichtern.

Welche Tiere werden von einem Vestibular-Syndrom betroffen?

Jedes Tier kann an einer vestibulären Störung erkranken. Am häufigsten kommt sie jedoch bei alten Hunden sowie Katzen im mittleren Lebensalter vor. Hunde können das ganze Jahr über erkranken, Katzen werden ohne erkennbaren Grund dagegen meist im Spätsommer und Herbst betroffen.

Ursache der Erkrankung?

Es gibt viele Erkrankungen, die das Gleichgewichtsorgan schädigen und dieselben Symptome verursachen. Ein gestörter Gleichgewichtssinn kann von einer Infektion, von einer Tumorerkrankung oder einer Vergiftung herrühren. Das Vestibularsyndrom ist eine Krankheit, für die es keinen offensichtlichen Grund gibt. Auch wenn viele Theorien über die Ursache existieren, kann niemand mit Sicherheit sagen, wodurch sie verursacht wird.

Symptome: Woran erkennen ein Vestibular-Syndrom?

Das Beängstigendste an der Erkrankung ist, wie plötzlich sie auftritt. Es ist genauso wie bei einem Schlaganfall: In diesem Moment ist das Tier noch munter und läuft normal herum – im nächsten kann es nicht mehr aufstehen! Ein Tier mit vestibulärer Störung hält seinen Kopf zur Seite geneigt und kann auch das Ohr schief halten. Meist haben die Tiere beim Geradeauslaufen Schwierigkeiten , weshalb sie häufig wie betrunken erscheinen. Sehr schwer betroffene Tiere können eventuell nicht mehr aufstehen oder laufen im Kreis, bevor sie umfallen. Die meisten Tiere zeigen bei Beginn der Symptome ein Augenzucken von einer Seite zur anderen. Diese Augenbewegungen hören gewöhnlich nach einigen Tagen wieder auf. Die Tiere fühlen sich meist relativ wohl und können auch essen und trinken – vorausgesetzt, sie schaffen es zu ihrem Futternapf. Manchmal erbrechen sie oder verweigern das Futter, weil ihnen so übel ist wie uns, wenn wir aus einem Karussell aussteigen.

Was empfiehlt der Tierarzt?

Die schlechte Nachricht ist, dass man eigentlich gar nichts gegen sie tun kann. Die gute Nachricht ist, dass die Erkrankung sich meist von selber normalisiert. Sie sollten innerhalb von 48 Stunden eine Besserung bei Ihrem Tier feststellen können und in den folgenden zehn Tagen eine schnelle Normalisierung des Allgemeinzustands. Die Normalisierung geht dann langsamer über die folgenden vier Wochen weiter, bis die meisten Tiere schließlich vollständig geheilt sind. Nur wenige Tiere behalten eine ständige leicht schräge Kopfhaltung.

Falls sich bei Ihrem Tier die Störung nicht entsprechend diesem Muster bessert, werden wir möglicherweise weitere Untersuchungen einleiten, um sicherzugehen, dass nicht eine andere Krankheit hinter den Symptomen steckt. Gegebenenfalls verschreiben wir Medikamente, um das Schwindelgefühl zu verringern und das Allgemeinbefinden der Katze zu verbessern. Sehr schwer erkrankte Fälle müssen eventuell stationär aufgenommen werden und Infusionen erhalten. Häufig ist aber nur gute Pflege und Geduld erforderlich.

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