Schmerz, kein Scherz!

FORL (Feline Odontoclastic Resorptive Lesions) wird als eine der schmerzhaftesten Erkrankungen der Katze beschrieben.

Jeder, der einmal Zahnschmerzen hatte, kann sich vorstellen, was die Katze durchmacht, wenn sie an FORL leidet. Aber: Katzen leiden leider still. Ich würde sagen, dass nur eine von hundert Katzen Symptome wie verändertes Fressverhalten oder Probleme beim Kauen zeigt. Die meisten Besitzer denken, unsere Katze frisst, also kann sie keine Schmerzen haben! Doch, sie kann und sie hat.

In welchem Stadium ist FORL bei der Katze schmerzhaft?

FORL wird in mehrere Stadien eingeteilt, und wir wollen beleuchten, wann Schmerz auftritt.

Hier isr eine Übersicht der Stadien und der Schmerzhaftigkeit:

  1. Stadium (Initiale Läsion): Kleine Defekte im Zahnschmelz (äußere Schutzschicht der Krone), oft noch schmerzfrei oder nur leicht unangenehm. Die betroffenen Katzen zeigen meist keine Symptome.
  2. Stadium (Dentinbeteiligung): Die Läsion erreicht das Dentin (= eine knochenähnliche Substanz in den Zähnen), was zu deutlichen Schmerzen führt, weil das Dentin von tausenden dünner Nervenendigungen durchzogen ist. Die Katzen zeigen vielleicht Symptome.  Diese werden aber von den meisten Besitzern nicht wahrgenommen.
  3. Stadium (Pulpenbeteiligung): Die Zahnpulpa (Hauptnerv) ist erreicht, was stärkste Schmerzen verursacht. Katzen können Fressprobleme oder Überempfindlichkeit zeigen.
  4. Stadium (Massiver Gewebeverlust): Der Zahn wird weiter zerstört, das Zahnfleisch entzündet sich, und die Schmerzen sind erheblich, werden aber leider nicht immer von der Katze gezeigt.
  5. Stadium (Fortgeschrittener Knochenumbau): Der Zahn ist weitgehend resorbiert oder von Zahnfleisch überwachsen, wodurch die akuten Schmerzen oft nachlassen. Allerdings kann eine begleitende Entzündung oder Druck auf umliegendes Gewebe Schmerzen verursachen.

Auch in den Stadien 3-5 werden die Symptome oft von den Katzen unterdrückt, so dass sie von den meisten Besitzern kaum wahrgenommen werden. Dies soll kein Vorwurf sein, sondern dass sind die Fakten aus unserem täglichen Umgang mit dieser schmerzhaften Zahnerkrankung.

Woran kann man erkennen, dass die Katze schmerzen hat?

Es ist nicht leicht Zahnschmerzen bei der Katze zu erkennen. Man muss da schon sehr genau hinschauen.

Aber Symptome wie verändertes Fressverhalten, Kopfschiefhaltung beim Kauen, Geräusche beim Kauen, vermehrtes Speicheln oder starker Geruch aus dem Maul können Hinweise auf FORL sein.

Schauen Sie sich das Video unter Zahnerkrankungen/FORL am Ende des Textes auf unserer Website an.

Bei den geringsten Anzeichen sollten Sie eine auf Zähne spezialisierte Praxis wie die unsere aufzusuchen, um das abklären zu lassen.

Ist FORL noch schmerzhaft, wenn die Wurzel mehr oder weniger umgebaut ist?

Ja, die Schmerzhaftigkeit von FORL hängt davon ab, welches Gewebe betroffen ist und wie weit der Umbau der Zahnwurzel fortgeschritten ist.

  • Wenn die Wurzel noch nicht vollständig umgebaut ist, sind oft noch Nervenendigungen vorhanden, die zu starken Schmerzen führen. Besonders im Stadium 2–4, wenn das Dentin und die Pulpa betroffen sind, ist die Erkrankung sehr schmerzhaft.
  • Wenn die Wurzel weitgehend umgebaut oder vollständig resorbiert wurde, sind weniger oder keine aktiven Nervenendigungen mehr vorhanden, sodass die akuten Schmerzen nachlassen können. Allerdings kann eine begleitende Entzündung oder Druck auf umliegendes Gewebe weiterhin Schmerzen verursachen.

Insgesamt gilt: Je mehr aktives Zahngewebe noch vorhanden ist, desto schmerzhafter ist FORL. In späten Stadien, wenn der Zahn fast vollständig resorbiert wurde, kann der Schmerz nachlassen, aber die Katze kann vorher lange gelitten haben.

Ist ein Umbau des Paradontalspaltes (Ankylose) bei FORL schmerzhaft?

Ja, die Ankylose des Parodontalspalts bei FORL kann schmerzhaft sein, insbesondere im Übergangsstadium.

Warum kann Ankylose Schmerzen verursachen?

Druck und Entzündung

Während sich der Zahn mit dem Kieferknochen verbindet, kommt es oft zu entzündlichen Prozessen und Umbauvorgängen, die Schmerzen verursachen können.

Veränderung der Biomechanik

Der Zahn verliert seine natürliche Beweglichkeit, was zu Spannungen im Gewebe führt und Schmerzen verursachen kann.

Nervenreizung

Wenn noch Zahnnerven vorhanden sind, können sie während des Umbauprozesses gereizt oder eingeklemmt werden.

Wann lässt der Schmerz nach?

Sobald die Ankylose vollständig abgeschlossen ist und keine aktiven Entzündungsprozesse mehr vorliegen, kann der Schmerz nachlassen. Allerdings bleibt die Risikoquelle für Entzündungen bestehen, weshalb eine Zahnentfernung (Extraktion) meist empfohlen wird.

Fazit

Dass Ihre Katze noch frisst, heißt nicht, dass sie keine Schmerzen hat.

Nur eine Untersuchung des Gebisses durch Adspektion, Sondierung und die Röntgenuntersuchung bringen Klarheit.

70% des Gebisses werden von den Zahnwurzeln ausgemacht, die einer klinischen Untersuchung nicht zugänglich sind. Ohne Röntgen können also nur 30% des Gebisses Ihrer Katze auf Erkrankungen wie FORL hin untersucht werden.

Wird an einem wurzelerkrankten Zahn der Zahnstein entfernt, ist das Problem für die Katze nicht gelöst, weil die Schmerzen bleiben. Daher ist eine Zahnsteinentfernung ohne Dentalröntgen bei Hund und Katze fachliche einfach nicht korrekt. Sie und ihre Vierbeiner möchten nicht nur gereinigte, sondern vor allem schmerzfreie Zähne. Dies gilt natürlich auch für den Hund.

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