In der morgendlichen Sprechstunde wurde uns eine Katze der Rasse British Short Hair, weiblich kastriert, geboren am 01.05.2012 mit Erbrechen seit 3 Tagen, fehlendem Appetit (Inappetenz) und zunehmender Lethargie vorgestellt.
Wenn Katzen länger als 48 Stunden nicht fressen, ist das für uns immer ein absoluter Notfall, denn Katzen können infolge der Inappetenz in ein lebensbedrohliches Leberversagen kommen. Diese Tatsache ist den meisten Besitzern nicht bekannt, und der Ernst der Lage wird daher meist falsch eingeschätzt.
Das Objekt der Begierde
In der Untersuchung zeigte die Katze ein deutlich reduziertes Allgemeinbefinden und Schmerzen beim Abtasten des Bauchraumes. Sie hatte eine erhöhte Körpertemperatur von 39,5°. Alle andern Untersuchungsparameter waren unauffällig. Die von uns angefertigten Röntgenaufnahmen bestätigten unseren Verdacht auf einen Fremdkörper im Darm.
Die Operation
Die Katze wurde von uns unverzüglich operiert. Durch eine sogenannte Enterotomie (Eröffnung des Darmes) entfernten wir einen festsitzenden Wurstverschluss aus dem Darm. Diese „Klips“ müssen wir öfter aus dem Darm von Katzen und kleinen Hunden entfernen, weil sie durch den Duft der noch anheftenden Wurst- oder Speisereste gerne gefressen werden. Dies gilt auch für Schaschlikspieße oder Hühnerknochen. Sind die aufgenommenen Fremdkörper zu groß, können sie bestimmte Engstellen im Darm nicht passieren. Sie sitzen dann fest, können den Darm massiv schädigen und zu lebensbedrohlichen Organschäden führen.
Spitze Fremdkörper können die Darmwand durchbohren, aber auch stumpfe Fremdkörper, wie dieser Klip, können die Darmwand schnell schädigen. Es entsteht dann ein Defekt in der Darmwand, der Darminhalt ergießt sich in die Bauchhöhle und die Tiere bekommen eine meist tödliche verlaufende Sepsis (Blutvergiftung) durch das Eindringen von Bakterien in den Körper.
Vorsicht bei Speiseresten, Knochen und Schaschlikspießen
In unserem Fall waren schnelles Erkennen und Eingreifen gefragt, um das Leben des Patienten zu retten. Die Katze hat die Darmoperation ohne Komplikationen überstanden, und der Besitzer achtet nun sehr darauf, dass Speisereste für die Katze unerreichbar entsorgt werden, denn die Katze würde den nächste Wurstrest mit Klip wieder fressen.