Epilepsie gehört zur Gruppe der Anfallserkrankungen. Beim Tier zeigen sich die Anfälle als Muskelkrämpfe. Sie können als anhaltende Muskelanspannungen oder als Schüttelkrämpfe auftreten. Gleichzeitig beobachtet man oft Bewusstseinsverlust (Ohnmacht), Halluzinationen, Verhaltens- und Wesensänderungen, Harn- und Kotabsatz sowie verstärktes Speicheln. Häufig zeigen die am Boden liegenden Tiere Ruderbewegungen mit ihren Beinen. Der Schweregrad der Anfälle kann sehr unterschiedlich ausgeprägt, die Dauer der Anfälle kann stark variieren.
Man unterscheidet generell zwei Arten von Epilepsie
Die primäre Epilepsie ist eine angeborene Erkrankung. Sie tritt häufig bei Kleinpudelrassen, Beagles und Collies auf. Die Tiere sind häufig schon älter als zwei Jahre wenn der erste Anfall beobachtet wird.
Die sekundäre Epilepsie ist nicht angeboren sondern tritt in Folge von anderen Erkrankungen auf. Ursache können Infektionserkrankungen wie z.B. Staupe sein. Aber auch andere innere Erkrankungen (Entzündungen, Organfunktionsstörungen etc.) können Auslöser für eine sekundäre Epilepsie sein.
Wie sieht ein epileptischer Anfall aus?
Typisch für einen Anfall ist, das er plötzlich wie aus heiterem Himmel beginnt. Häufig erkennt Sie Ihr Tier nicht mehr und ist auch nicht mehr ansprechbar. Dem aufmerksamen Besitzer können folgende Anzeichen auffallen: Schwanzbeißen, Fliegenschnappen, Raserei, Angstzustände oder ähnliches. Die Tiere stürzen zeitweise nieder, der Körper verkrampft sich, es besteht die Gefahr einer Kiefersperre, die zu Zungenverletzungen führen kann. Nach einigen Sekunden bis Minutenentwickeln sich rhythmische Krämpfe und Ruderbewegungen. Die Tiere kauen Speichel zu Schaum, sie lassen jammernde und stöhnende Laute vernehmen, vielfach wird Kot und Urin unkontrolliert abgesetzt. Der Anfall dauert oft nur wenige Minuten, danach lösen sich die Krämpfe und das Tier liegt ruhig auf der Seite und erhebt sich bald wieder. Häufig sind sie noch benommen und noch nicht wieder ansprechbar, erholen sich aber bald wieder. Die Symptome sind nicht immer in dieser typischen Form zu beobachten und können deutlich variieren. Die Anfälle können wesentlich schwächer ausgeprägt, zum Teil nur angedeutet und flüchtig sein. Nicht immer sind die Krämpfe schnell vorbei, sie können auch wesentlich länger dauern und zu einem lebensbedrohendem Zustand führen.
Was können Sie im Anfall für Ihr Tier tun?
Treten anfallsähnliche Erscheinungen bei Ihren Tier auf, setzten Sie sich umgehend zur Abklärung der Diagnose mit uns in Verbindung, wie leiten dann diagnostische Maßnahmen wie Blutuntersuchungen etc. ein und werden eine entsprechende Therapie einleiten.
Im Anfall selbst können Sie das Tier sofern möglich von äußeren Reizen abschirmen: Radio und Fernseher aus, eventuell Raum abdunkeln, dem Tier ruhig zureden. Bitte versuchen Sie nicht, dem Tier die Zunge aus dem Maul zu ziehen, weil dabei für Sie erhebliche Verletzungsgefahr besteht.
Zur Therapie werden Antiepileptika eingesetzt, die regelmäßig und lebenslang nach tierärztlicher Anweisung gegeben werden müssen. Zu Beginn der Therapie wird erst in 2 bis 3 Wochen nach Einsatz des Arzneimittels ein konstanter Wirkstoffspiegel erreicht. Während dieser Zeit ist noch mit weiteren Anfällen zu rechnen. Anfänglich Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Unlust, aber auch vermehrtes Fressen und zunehmender Harnabsatz.
Alle Antiepileptika müssen regelmäßig, also als Dauertherapie gegeben werden. Bei Absetzen des Medikamentes oder selbstständiger Dosisreduzierung durch den Besitzer, können besonders schwere Anfälle provoziert werden, die unter Unständen lebensbedrohend sein können. Auch bei gut eingestellten Patienten können mehrmals im Jahr Anfälle auftreten, die dann in der Regel jedoch kürzer sind und oft weniger schwer verlaufen.
Was können Sie als Tierbesitzer weiterhin für Ihr Tier tun?
Die von uns angegebene Dosis sollte regelmäßig verabreicht werden, bei Nebenwirkungen oder Wirkverlust treten Sie mit uns in Verbindung.
Beobachten Sie Ihr Tier besonders sorgfältig, bei erhöhter Anfallsfrequenz oder beim Gegenteil, also bei Teilnahmslosigkeit oder Müdigkeit Ihres Tieres melden Sie sich zur neuen Einstellung der Medikamentendosis
Auf keinen Fall dürfen Sie ohne Rücksprache mit uns die Medikamentendosis erhöhen, reduzieren oder gar vollständig absetzen. Jede Therapieveränderung kann epileptische Anfälle auslösen.
Regelmäßige Kontrolle des Gesundheitszustandes Ihres Lieblings tragen zur optimalen Behandlung bei. Der Wirkstoffspiegel des Arzneimittels ist von vielen Faktoren abhängig. So spielen Darm-, Leber- und Nierenfunktion eine wichtige Rolle und anhand von Blutuntersuchungen lässt sich die Funktion dieser Organe überprüfen. Um eine optimale Konzentration des Antiepileptikums zu gewährleisten ist eine regelmäßige Kontrolle über eine Blutuntersuchung sinnvoll.